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Geigen und Tanzen

Tänzer*innen und Geiger*innen haben vieles gemeinsam. So spüren Geiger*innen wie Tänzer*innen den Puls der Musik im ganzen Körper. Besonders die Charakteristiken verschiedener Taktarten können beim Tanzen erlebt werden. Die unterschiedlichen Betonungen werden automatisch im Musizieren hörbar und die Kinder bewegen sich natürlich im Fluss der Musik.

Franzi ist 5 Jahre alt und lernt einen Walzer auf "leeren" Saiten. In einem 3/4 Takt wird der erste Schlag des Taktes betont und die folgenden Pulsationen „federn“ nach. "Weißt du eigentlich, wie ein Walzer getanzt wird?" Wir machen einen großen Schritt zur Seite und dann zwei kleine auf der Stelle. Ich spiele den Walzer auf meiner Geige, tanze dazu und Franzi übt die Schritte mit. "Hast du den großen Schritt und die zwei kleinen bemerkt? Kannst du die unterschiedlich großen Tanzschritte auch in der Musik hören?" Franzi nickt und wir tanzen noch eine Runde. Nun möchte Franzi auch spielen und gleichzeitig tanzen.

​Die spontane Bewegung zur Musik, aber auch  gemeinsam Choreografien zu Solo-Stücken und Ensemble-Stücken zu erfinden, fördert das Verständnis der musikalischen Struktur und des Ausdrucks. 

Geiger tanzt, tanzender Geiger, tanzende Geigerin

Im Musiksommerkurs am Schliersee entwickeln die Kindern(6-11 Jahre)eine Choreografie zu einem Ensemble-Stück. Dabei soll sich die Gestaltung der Musik in den Bewegungen spiegeln. Zu einer immer lauter werdenden aufsteigenden Sequenz machen wir z. B. immer größer werdende Schritte. Und zu einem strahlenden Klang, der den Höhepunkt einer Phrase darstellt, treten wir stolz auf das Publikum zu und heben die Schnecken der Geigen in die Luft.

Außerdem lassen sich kurze Bewegungselemente in das Geigenspiel integrieren, um den Ausdruck der Musik zu unterstützen.

Frieda spielt das Stück "Rinaldo Ringelwurm" aus Holzer-Rhombergs Violinschulwerk. Bei Rinaldo, der sich in den ersten Takten vorstellt, handelt es sich um einen sehr selbstbewussten Wurm. Frieda "schiebt" den Bogen langsam über die Saiten. Der Klang ist „eng“ und etwas „statisch“. "Stell dir vor, Rinaldo steht in der Manege im Zirkus, macht einen riesen Schritt aufs Publikum zu und sagt: 'Ich bin Rinaldo Ringelwurm!'" Ich spiele die ersten zwei Takt und Frieda macht einen großen Schritt nach vorne."Und jetzt öffnest du noch mit viel Schwung deine Arme, wie eine Zirkusdirektorin!" Wieder spiele ich Rinaldos Melodie und Frieda "tanzt". Nun probiert Frieda mit ihrer Geige. Der Bogen hat nun viel mehr Schwung und der Klang ist voll und strahlt.

Neben der Förderung des Pulsgefühls, des Musikverständnis und der Gestaltung der Musik lockert und unterstützt das Tanzen freie und flüssige Spiel- und Körperbewegungen. Häufig erlebe ich, dass sich Kinder verspannen, wenn sie sich sehr auf Bewegungsabläufe beim Geigenspiel konzentrieren. Sobald die Schüler*innen in Bewegung kommen, im Zimmer spazieren oder Tanzschritte machen, lassen die Kinder los und Spannungen lösen sich automatisch. 

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